„Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“-Regisseur Andreas Dresen

„Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“-Regisseur Andreas Dresen

Am 2. Februar 2017 bringt Constantin die Neuverfilmung des Kinderbuchklassikers „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“ in die Kinos. Im Interview spricht Regisseur Andreas Dresen über Dolby Atmos, Dolby Vision und andere Aspekte der Zusammenarbeit mit ARRI.

 

„Timm Thaler“ handelt von einem Jungen, der sein Lachen verkauft. Was reizte Sie daran, dieses Thema zu verfilmen?

 

Ich wollte schon immer einen Film für Kinder machen. Das sind nämlich die wichtigsten Zuschauer. Wenn wir ihnen gute Filme zeigen, prägen wir gleichzeitig das Publikum von morgen. „Timm Thaler“ von James Krüss gehörte zu meinen Lieblingskinderbüchern. Es ist ein zeitloses, spannendes Märchen, bei dem es auch um die Vermittlung von Werten geht. Damals als junger Mensch las ich die tolle Geschichte fasziniert unter der Bettdecke. Später wunderte ich mich immer, dass es von diesem Roman keinen Kinofilm gibt. Darüber sprach ich seinerzeit mit Bernd Eichinger. So entstand das Projekt.

 

Was war Ihnen bei der Optik des Films besonders wichtig?

 

Äußerlich betrachtet handelt es sich um die Welt der 1920-er Jahre. Aber wir wollten der Geschichte einen zeitlosen Anstrich geben und ihr somit größere Universalität verleihen. Den Film soll man in zehn oder 15 Jahren noch anschauen können, ohne das Gefühl zu haben, dass er von gestern ist.


Wie ist ARRI in „Timm Thaler“ involviert?

 

Es handelt sich um ein großes Gesamtpaket. ARRI ist Koproduzent. Und – na klar – drehten wir mit ARRI Kameras. Zum Teil arbeiteten wir zeitgleich mit zwei ALEXAs und einer ALEXA Mini. Während des Drehs nutzten wir den Cloudservice Webgate und andere Dienstleistungen. Außerdem ist ARRI für die komplette Bild- und Tonbearbeitung zuständig. Als i-Tüpfelchen kommt Anfang November eine Lichtbestimmung für Dolby Vision hinzu. Damit sind wir meines Wissens die erste deutsche Produktion, die sowohl Dolby Vision als auch Dolby Atmos anbietet.

 

Was gefiel Ihnen besonders gut bei der Postproduktion?

 

Zum Beispiel die visuellen Effekte. So viele wie diesmal hatte ich bisher in keinem anderen Film. Es wurden Häuser verändert, damit sie sich nicht als Gebäude der Gegenwart verraten. Es gab Zaubereien im Bild. Leute gingen durch Spiegel. Solche Details erfordern viel Geduld. Doch die Zusammenarbeit mit David Laubsch (VFX-Supervisor) war wirklich sehr produktiv und für mich als Regisseur in jeder Hinsicht eine Freude.

 

Welche Schritte in der Postproduktion halten Sie persönlich für die wichtigsten?

 

Natürlich ist der Schnitt sehr entscheidend, weil er die Dramaturgie des Films in hohem Maße prägt und ihm den Rhythmus gibt. Aber alles greift ineinander. Deshalb wäre es fatal, einen Arbeitsschritt zu vernachlässigen. Die Lichtbestimmung etwa beeinflusst erheblich den Look. Gemeinsam mit Traudl Nicholson (Senior Colorist) fanden wir einen warmen Ton, ohne in den historisierenden Sepia-Bereich zu geraten. Sehr wichtig ist ebenfalls der Sound. Zum ersten Mal arbeitete ich dafür mit Michael Kranz (Mischtonmeister) zusammen – ein ganz toller, erfahrener, liebenswerter Mensch mit großem Feinsinn für künstlerische Nuancen.

 

„Timm Thaler“ wurde auch im Tonformat Dolby Atmos gemischt. Warum?

 

Das war für mich ein Experiment. Aufgrund meiner Erfahrung bei 5.1 bin ich sehr vorsichtig mit dem Einsatz von Surround-Kanälen. Denn Geräusche können nicht punktgenau gesetzt werden und stören häufig eher. Aber genau dafür ist Dolby Atmos toll. Man kann einen Vogel an einer ganz bestimmten Position des Kinoraums singen lassen und nicht einfach nur hinten irgendwo. Man kann einen Donner im Saal ringsherum wandern lassen und nicht nur von vorn nach hinten. Und man kann die Musik auf eine sehr schöne und klare Art – das war für uns besonders interessant – einfach von den Kanälen vorne trennen, sie ein bisschen weiter nach außen schieben. Solche Möglichkeiten sind wirklich hilfreich zum Erzählen. Dabei kann Dolby Atmos seine Stärken ausspielen, und die haben wir bei „Timm Thaler“ sehr gern genutzt.

 

„Timm Thaler“ soll im November in Dolby Vision gegradet werden. Welche Erwartungen knüpfen Sie daran?

 

Das Praktische an einer Tonmischung bei ARRI@Bavaria Film ist, dass sich die Lichtbestimmung gleich nebenan befindet. Als ich hörte, dass es dort Dolby Vision gibt, bat ich um eine Vorführung. Ich bin zwar kein Technikfreak und denke, dass man eine gute Geschichte auch in Mono und Schwarzweiß erzählen kann. Aber Dolby Vision ist schon beeindruckend. Das Bild gewinnt durch den vielfach höheren Kontrastumfang (HDR) eine ganz andere Plastizität und viel mehr Tiefe. Zwar gibt es weltweit erst wenige Kinos, die Dolby Vision zeigen können. Aber wir haben damit eher die Home-Entertainment-Auswertung im Sinn. Wenn preiswertere Dolby-Vision-Fernseher auf den Markt kommen, suchen Käufer gezielt nach Filmen, die das leisten können. Gerade durch die Kombination von Dolby Vision und Dolby Atmos ist „Timm Thaler“ wirklich zukunftssicher.

 

Betrachten Sie die immer vielfältiger werdenden technischen Möglichkeiten eher als hilfreiche Gestaltungsmittel oder als lästige Zusatzarbeit?

 

Ich bin kein großer Freund von Effektspielereien. Ein Film sollte primär über seine Geschichte erzählt werden. Aber ich benutze Technik gern, wenn sie beim Erzählen hilft. Was heutzutage zum Beispiel bei VFX und CGI möglich ist, war vor 20 Jahren geradezu undenkbar. Wenn man es nicht übertreibt und die Spielerei zum Selbstzweck wird wie bei so manchem Science-Fiction-Film, sind diese neuen technischen Möglichkeiten einfach toll.

 

Sie waren bislang fast vier Wochen bei ARRI@Bavaria Film vor Ort. Welchen Eindruck haben Sie von den Studios?

 

Es war alles dort, was ich zum Arbeiten brauchte. Die technischen Möglichkeiten sind State of the Art. Es herrschte eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre. Es war eine gute Zeit bei ARRI@Bavaria Film. Und das Ergebnis kann sich wirklich hören und sehen lassen.

 

Können Sie sich noch an Ihren ersten Kontakt mit ARRI erinnern?

 

Das war vermutlich in den 1990-er Jahren, als ich Berufsanfänger war. Aber selbst an der Filmhochschule Babelsberg drehten wir schon mit Vorliebe mit den alten Arnold-und-Richter-Kameras. Inzwischen arbeitete ich schon häufig mit ARRI zusammen. Viele Kameraleute drehen eben gern mit ARRI Kameras. Auch Michael Hammon, Directory of Photography bei „Timm Thaler“, ist ein ARRI Fan. Insofern gibt es eine lange Verbindung. ARRI war irgendwie immer da.